Selbstständig sein – Freiheit, Verantwortung und Realität als allein begleitende Mutter
Im Transkript mitlesen:
Selbstständig sein. Es klingt so nach Freiheit. Du hast keinen Chef oder bist dein eigener Chef. Du musst nicht von 9-to-5 in irgendeinem Büro rumsitzen. Du kannst flexibel arbeiten. Du kannst arbeiten, wann du willst. Wenn du ein Online-Business hast, kannst du arbeiten, wo du willst. Es klingt einfach wie ein absoluter Traum. Und wenn wir dann noch durch Social Media scrollen und uns dort suggeriert wird, dass wir innerhalb weniger Wochen fünfstellige Monatsumsätze machen können, dann ist das doch das, was wir alle wollen. Gerade wenn wir allein begleitende Elternteile sind. Das klingt doch wundervoll. Klingt wundervoll.
Stell dir diese Selbstständigkeit vor, als alleinerziehende Mutter von drei Kindern, mittendrin in den Wechseljahren, mit einem Wäscheberg, der sich wie das achte Weltwunder auftürmt – und das Schlimme an Wäschebergen ist ja, dass, so wie sie weggearbeitet sind, sie sofort wiederkommen, sobald man ihn gerade bewältigt hat. Also – es nimmt kein Ende, dieses achte Weltwunder. Und es ist einfach so, dass selbstständig als Alleinerziehende hardcore-krass anstrengend ist. Klingt total super, aber ist es das eigentlich wirklich? Ich nehme dich mal mit in meine Selbstständigkeit, in mein Unternehmertum und erzähle dir ein bisschen, wie ich es erfahre, selbstständig und allein begleitend zu sein. Und späte Mutter. Und in den Wechseljahren. Oh je, minä – schön, dass du da bist.
Zwischen Wäschebergen und Wechseljahren
Du hast deine Kids relativ spät bekommen? Du hast keinen Bock auf Perfektionswahn? Du willst trotz Schlafmangel und dem alltäglichen Mental Overload trotzdem deine Themen angucken? Konflikte mit deinen Liebsten am allerliebsten immer friedvoll lösen und bei all dem auch noch den Wechseljahren den Mittelfinger zeigen? Yes, ich feier dich. Du bist hier sowas von richtig.
Ich habe mich kürzlich mit einer Freundin getroffen, mit einer Bekannten, mit einer Online-Business-Bekannten tatsächlich. Und wir haben über unsere Businesses gesprochen und sie selbst ist auch allein begleitend von einem Sohn, den sie hat. Und ich bin ja auch allein begleitend mit meinen drei Kindern. Und wir haben darüber gesprochen, ob es möglich ist. Ist es überhaupt möglich, ein erfolgreiches, profitables, gutes Unternehmen, Online-Unternehmen zu haben, wenn man allein begleitend ist, wenn man 24/7 für ein Kind verantwortlich ist? Und sie hat gesagt, sie glaubt nicht, dass das geht. Sie glaubt, das ist eine Illusion. Sie hat nicht das Gefühl, dass das wirklich gut funktioniert. Und ich bin mir auch nicht so sicher, muss ich ganz ehrlich sagen.
Ich meine, wenn wir uns das mal angucken – während andere auf dem Weg ins Büro sind und vielleicht kurz vor knapp aufgestanden sind, sich im Bad fertig gemacht haben, ab ins Auto, ab ins Büro – ist es ja tatsächlich so, dass hier, wenn ich bereit bin zu arbeiten sozusagen, habe ich ja schon einen Teil Arbeitstag hinter mir. Ja, Pausenbrote müssen geschmiert werden und motivierte Kinder müssen motiviert werden, die müssen bei Laune gehalten werden, dann muss der Staubsauger vielleicht schon einmal die Krümel in der Küche gejagt haben, ich muss die Kinder in die Schule bringen und irgendwann habe ich schon ein paar Stunden Care-Arbeit hinter mir. Das ist dann der Moment, wo ich mich erst an den Schreibtisch setze und anfange zu arbeiten. Und das dann sogar oft noch mit einem schlechten Gewissen.
Der 5 A.M. Club und das schlechte Gewissen
Mit einem schlechten Gewissen, weil ich es nicht geschafft habe, um fünf aufzustehen, meine halbe Stunde Yoga zu machen, zu journalen, zu meditieren, joggen zu gehen – was auch immer die Leute in diesem crazy 5 A.M. Club da morgens machen – schaffe ich nicht immer, schaffe ich oft nicht, schaffe ich selten. Und es macht mir ein schlechtes Gewissen, wenn ich es nicht schaffe. Also ich setze mich dann eigentlich schon mit einem relativ schlechten Gewissen an den Rechner und was dann passieren kann, ist einfach, die Schule ruft an oder der Kindergarten. Kind hat Bauchweh, Kind hat gespuckt, Kind muss abgeholt werden, fühlt sich nicht gut.
Also alles zusammenpacken, wieder ins Auto, Kind abholen, vielleicht muss man zum Kinderarzt. Dann versuchen wir beim Arztbesuch noch irgendwelche Mails zu beantworten. Und das ist dann das, was einem so als Traumleben suggeriert wird von der tollen Flexibilität, von dem tollen Online-Business, von dem, ja, selbstständige Unternehmerin sein, easy alles auf einer Arschbacke hier gewuppt kriegen. Es ist einfach hart, so ein profitables Business umzusetzen, wenn man auch noch 100 % Verantwortung für Kinder hat, die mit im Haushalt wohnen, ist einfach unfassbar hart.
Realität und Zahlen
Und es ist dann auch noch ernüchternd, wenn man sich mal Zahlen anguckt, denn es sind über 40 % der Alleinerziehenden in Deutschland, die armutsgefährdet sind. Ja, da geht es nicht mal darum, dass man nur zum Mittelstand gehört oder zum unteren Mittelstand, sondern armutsgefährdet. Und das gilt ja nicht nur für die Alleinerziehenden, das gilt ja für die Kinder dann gleich mit. Wenn wir denken, ja, Freiheit in der Selbstständigkeit, dann bedeutet es eigentlich, man hat eine doppelte Verantwortung und man hat vor allem überhaupt kein Sicherheitsnetz.
Wenn es auch mal nur einen Monat nicht gut läuft, dann hast du nichts, auf was du zurückgreifen kannst, wenn du nicht Rücklagen gebildet hast. Du hast nichts, was dich unterstützt. Die Krankenkasse muss gezahlt werden, die laufenden Kosten müssen gezahlt werden, Miete sowieso. Der Kühlschrank muss gefüllt werden.
Man braucht also, wenn man sich selbstständig macht und wenn man nicht mit jemandem zusammen ist, auf dessen Einkommen man sich auch ein bisschen verlassen kann – ausruhen will ich gar nicht sagen – ich will überhaupt nicht Menschen unterstellen, dass sie sich auf einem Gehalt, was von einem Partner da ist, ausruhen. Überhaupt nicht, aber das ist ein Sicherheitsnetz, was ja da ist, was, wenn man allein begleitend unterwegs ist, einfach mal nicht da ist. Bedeutet, wir brauchen ein unglaublich gutes, ein funktionierendes Geldmanagement. Wir brauchen Rücklagen. Es braucht immer im Hinterkopf einen mitgedachten Plan B. Es braucht einen Notfallplan. Wenn es über einen gewissen Zeitraum dann mal nicht so gut läuft…
…Ich meine, Monat ist immer noch – sollte man zumindest, wenn man in der Selbstständigkeit ist – aber ist beim Start in eine Selbstständigkeit auch nicht immer gegeben. Aber wenn es schon eine Weile ganz gut läuft, sollte man ein, zwei, drei Monate auch gut hinbekommen, wenn es mal nicht so gut läuft. Aber das ist eben nicht immer der Fall, dass man es hinbekommt. Oder es geht eben nicht nur zwei, drei Monate Sommerloch mal nicht so gut voran, sondern vielleicht auch tatsächlich eine längere Zeit. Dann ist mir die Frage: Was mache ich dann? Klar, man kann aufstocken mit Hilfe des Jobcenters, aber auch das ist gar nicht so einfach.
Das ist mit unglaublich viel Bürokratie verbunden. Es ist als Selbstständiger ja auch total schwer, dann abzuschätzen – und da muss man schätzen –, was man glaubt, wie viel Einkommen in den nächsten Monaten wieder generiert wird. Und wenn man sich verschätzt und doch ein bisschen mehr Einkommen reinkommt, als man geschätzt hat, dann kann es auch ganz schnell sein, dass es heißt, dass die Leistungen komplett zurückgezahlt werden müssen. Also das muss man wissen. Das ist ein hoher bürokratischer Aufwand. Man muss das Einkommen schätzen und wenn man drüber liegt, muss man eben zurückzahlen.
Das ist dann vielleicht kurzfristig eine Hilfe für ein paar Monate, weil man weiß, da kommt ein bisschen Geld aufs Konto. Aber rückwirkend betrachtet, wenn man es dann zurückzahlen muss, kann das auch richtig nach hinten losgehen. Und ich höre jetzt schon die Stimmen, die es natürlich an jeder Ecke gibt, die vorwurfsvoll sind, die halt sagen: „Ja, wie kannst du dich auch selbstständig machen, ohne Rücklagen, das geht doch gar nicht. Dann mach eben was Sicheres, geh irgendwo, keine Ahnung, in eine Festanstellung.“ Aber so einfach ist das eben auch alles nicht.
Die drei größten Struggles
Ich habe festgestellt, dass dieses Alleinbegleitend und Business haben drei ziemlich große Struggles mit sich bringt – oder noch eine ganze Menge mehr –, aber die drei, über die ich jetzt noch mal kurz mit euch sprechen möchte, sind meiner Meinung nach die drei größten. Und das, was so da über allem liegt, ist die Zeit.
1. Zeit – Das zu kurze Gummiband
Die Zeit ist irgendwie – kennen wir alle – mal fühlt sich etwas lang an, mal fühlt sich es kurz an, also irgendwie ist Zeit ja eine Form von Gummiband. Aber als alleinerziehende, selbstständige Mutter ist dieses Gummiband einfach immer fucking zu kurz. Und es gibt natürlich auch die Leute, die sagen: Zeit hat man sowieso nicht. Zeit, die nimmt man sich. Aber dieser Spruch klingt für mich in bestimmten Phasen meines Lebens wie absoluter Hohn.
Da gibt es dann meinen Kalender, der aussieht wie Tetris kurz vorm Game Over. Da gibt es dann die Kita-Abholzeiten, die Schulabholzeiten. Es gibt Zoom-Meetings, es gibt Arztbesuche, es gibt Elternabende, es gibt die Freizeitaktivitäten der Kinder, es gibt Fußballspiele an den Wochenenden, es gibt Auftritte von Bands, es gibt whatever – I name it, you know it. Und es ist einfach ein immer krasses Jonglieren, und auch nicht nur ein Jonglieren, sondern dieses Jonglieren ist ja ganz oft auch verbunden mit einer Hoffnung.
Mit einer Hoffnung von: hoffentlich verspäte ich mich hier nicht, hoffentlich komme ich da rechtzeitig. Bloß nicht wieder das Kind als Letzte aus der Kita abholen, bloß nicht wieder in den Elternabend reinschleichen, weil er schon angefangen hat und du natürlich mal wieder diejenige warst, die nicht rechtzeitig da war. Und es passiert einfach. Es passiert immer wieder, dass sich der Call überschneidet mit dem Arzttermin, dass eine Präsentation erst Mitternacht fertig wird, dass man total fertig ins Bett fällt, viel zu wenig schläft, sich morgens überlegt: habe ich überhaupt geschlafen?
Und dazu kommt dann ja eben auch noch, dass selbst als nicht alleinerziehende Mutter 70 % der Mütter unbezahlte Care-Arbeit leisten. Es sind 70 % der Mütter, die das wuppen – also die den Haushalt, die Organisation, den ganzen Mental Load wuppen. Und die dann dazu auch noch die eigentliche Erwerbsarbeit da irgendwie mit reinquetschen müssen. Also 70 % in Partnerschaften, weil bei Alleinbegleitenden machen wir halt 100 % der Care-Arbeit. Ja, da ist halt niemand, der uns was abnimmt. Zumindest nicht, wenn wir jetzt nicht im Wechselmodell das Ganze leben oder eine gute Unterstützung des Vaters der Kinder haben, wie es ja bei vielen einfach der Fall ist, dass die Väter nicht so involviert sind, wie sie involviert sein könnten.
Also – ein großer Struggle in Selbstständigkeit und Alleinerziehendsein oder allein begleitend, ich mag das Wort „erziehen“ nicht, wisst ihr ja – ist die Zeit.
2. Mental Load, Schuldgefühle & das schlechte Gewissen
Der zweite Punkt, über den habe ich letzte Woche auch schon ziemlich ausführlich gesprochen, ist unser Mental Load. Und dazu kommen dann auch noch Schuldgefühle.
Also Mental Load überhaupt, weil wir so viele Dinge denken müssen, mitdenken müssen, überhaupt denken müssen, weil wir uns um so viele Sachen kümmern müssen. Und weil du vielleicht so eine Szene auch kennst, die ich dir jetzt aus meinem Leben mal erzählen mag: Wenn ich hier in meinem Büro am Rechner sitze und irgendwas für meine Arbeit vorbereite, vielleicht sogar auch in einem Meeting bin oder so, dann kommt es vor, dass meine Kinder hier bei mir stehen und was von mir wollen und ich das gar nicht so richtig mitkriege.
Ich bin nur mit so einem halben Ohr dabei, weil ich halt gedanklich gerade in was anderem stecke – sei es in einem Social-Media-Post oder in einer Mail an den Steuerberater oder in einem Angebot, das ich für einen Kunden schreibe, whatever it is. Und letztens war es so, dass meine Tochter dann zu mir kam und versucht hat, mit mir was zu kommunizieren. Und ich war offensichtlich nicht ansprechbar. Und sie hat mir dann einen Zettel hingelegt. Und diesen Zettel, ich kann euch den zeigen – wer mit Video schaut, kann das jetzt sehen. Ich hoffe, dass man das erkennt, was draufsteht. Ja, kriegt das nicht so richtig scharf hin, ne? Doch, da.
Da steht halt drauf: „Habe Zeit für deine Tochter!“ Mit eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, sieben, vielen, vielen, vielen Ausrufezeichen dahinter. Habe Zeit für deine Tochter.
Ja, und das ist dieses schlechte Gewissen, was dann sofort reinrauscht. Ja, ich bin nicht gut genug, ich schaffe es nicht, ich bin weder eine gute Mutter, noch bin ich eine gute Unternehmerin. Und dieser Begriff Mental Load, den es eben gibt, der trifft es meiner Meinung nach eigentlich nicht mal annähernd. Er müsste halt eigentlich, gerade für uns Single Moms, müsste es Mental Overload heißen, weil die ganze Zeit ununterbrochen diese unsichtbare permanente Denkarbeit mitläuft.
Und es gibt mittlerweile Studien, die belegen, dass dieser dauerhafte Mental Load – dieses dauerhafte „im Hintergrund läuft es die ganze Zeit mit“ – unser Risiko für Depression und Erschöpfung erhöht. Und ich meine, erschöpft sind wir meisten allein begleitenden Mütter doch sowieso schon. Kommt dann durch diesen Mental Load einfach noch eine Schippe mehr mit drauf.
Du kannst dir dazu gerne, wenn du magst, Folge 8 anhören aus meinem Podcast. Da habe ich nämlich die Top 5 Tools bei Mental Overload vorgestellt. Und die mag ich dir wirklich ans Herz legen, wenn du diese Gefühle auch kennst – dieses Gefühl, im Hamsterrad auf Speed unterwegs zu sein. In dieser Folge über die Tools bei Mental Overload kannst du sicherlich was für dich mitnehmen, wenn du selbst diesen Struggle kennst.
3. Wechseljahre, Energie und Körper
Stellt sich immer wieder die Frage: Wie ist es dann mit der Selbstständigkeit? Ist das wirklich so eine gute Idee? Sollte ich mich nicht doch vielleicht lieber irgendwo anstellen lassen? Ich weiß ja nicht so genau.
Ja, gerade auch in einer Festanstellung – wenn die Kinder krank sind und man sich Kinderkrank meldet, muss man sich rechtfertigen, auch dort fürs zu spät kommen natürlich. Es gibt, das habe ich selber auch erlebt, kein Verständnis von Kollegen, die selber keine Kinder haben oder die keine Kinder mehr haben, die in dem Alter sind, dass Kinder noch Betreuung brauchen oder dass man Kinder vielleicht nicht krank alleine zu Hause lassen möchte und doch arbeiten geht. Also auch da haben wir allein begleitenden Mütter einfach echt die Arschkarte. Kann man nicht anders sagen.
Der dritte Punkt, der auf jeden Fall auch reinkickt bei mir, ist, dass ich zum einen relativ spät Mutter geworden bin – und das hat was mit meinem Energielevel zu tun. Also es hat auch was mit meinem Körper zu tun. Ich bin relativ spät Mutter geworden, bedeutet, dass ich mich aktuell in der Perimenopause befinde. Das heißt: Hormonchaos bei mir, Hormonchaos aber auch bei meinen Kindern. Zwei von den dreien sind mittendrin in der Pubertät, meine Tochter ist allerdings noch ein bisschen kleiner.
Ich verlange nach mehr Ruhe als früher – also mein Körper verlangt nach mehr Ruhe – meine Kinder oder gerade eben auch die Lütte verlangen nach Action. Wechseljahre bedeutet ja auch – das habe ich zum Glück nicht, aber ich weiß, dass viele von euch das haben – Schlafstörungen, nachts schweißgebadet aufwachen, überhaupt nicht mehr gut schlafen, morgens trotzdem – nicht trotzdem, morgens total gerädert aus dem Bett steigen.
Das heißt ja nicht, dass man dann entspannen kann. Die Brotdosen wollen trotzdem geschmiert werden und die Kinder versorgt und es muss trotzdem alles funktionieren. Also das fühlt sich manchmal nicht nach entspanntem Familienleben an, sondern eher nach einem fiesen Life-Experiment, was da so abgeht.
Glücklicherweise gibt es ja aber ein paar Strategien, die helfen. Die wirklich helfen. Was mir immer ganz wichtig ist, wenn ich zum Thema Selbstständigkeit gefragt werde, weil viel suggeriert wird, dass das alles heutzutage ganz easy geht und dass man gar nicht großartig was machen muss und dann hat man zack ein super Online-Business und wird reich und berühmt – so einfach ist das nicht.
Es ist Arbeit. Es ist hart. Es ist nicht der schnelle Erfolg über Nacht. Es braucht eine Menge. Und dabei ist es auch eigentlich egal, ob es jetzt ein Online-Business sein soll, oder ob du selber was Schönes herstellst. Wenn du Taschen produzierst oder Gläser bemalst oder irgendwas Tolles selber machst, was du verkaufen möchtest, oder vielleicht einen kleinen Laden hast oder ein Café aufmachen möchtest oder schon betreibst – es ist und bleibt Arbeit.
Wobei – Arbeit, ich möchte diesen Begriff Arbeit gar nicht mit etwas Negativem belegen. Denn das Coole ist, wenn wir sowas machen wie unsere Handarbeit in die Welt bringen, unser Café eröffnen oder auch unser Online-Business, unser Coaching machen: das Coole ist, wenn wir wirklich dafür brennen, wenn wir wirklich merken, oh, das ist mein Thema, das ist das, was durch mich in die Welt muss, dann heißt es zwar Arbeit und es ist auch Arbeit, weil wir uns drum kümmern müssen – aber es fühlt sich nicht wie Arbeit an, weil es eben meistens oder das meiste von dem, was man dafür tun muss, krass viel Spaß macht.
Klar gibt es immer ein paar Sachen, bei mir ist es zum Beispiel meine ganze Buchhaltung, die macht mir immer nicht so wahnsinnig viel Spaß. Es gibt Dinge, die sind dabei, die nicht so ultra viel Spaß machen. Ich glaube, das ist ganz normal, das gibt es überall, das gehört halt ein Stück weit dazu.
Aber der Hauptpart dieser Selbstständigkeit, in der du dich befindest, sollte dir einfach unglaublich viel Freude bereiten. Und wenn das so ist, dann bin ich davon überzeugt, dass eine Selbstständigkeit eine richtig, richtig gute Sache ist. Völlig egal, ob wir allein begleitend sind mit Kindern oder ohne Kinder oder in Partnerschaften oder in 50/50 aufgeteilter Care-Arbeit oder, oder, oder.
Warum Dankbarkeit dein bestes Business-Tool ist
Was wir brauchen, ist, dass wir uns vor Augen halten, warum wir es machen. Dass es uns Spaß macht. Und da helfen so ein paar Kleinigkeiten, mit denen man das am Laufen halten kann – dass das Feuer weiterhin brennt, sozusagen.
Und die eine Sache, die man machen kann, ist, dass man seine Erfolge bitte schön feiert. Und anerkennt. Und auch dafür dankbar ist. Und da hilft es, wenn man abends im Bett, bevor man das Licht ausschaltet, nicht durch Social Media scrollt im Idealfall, sondern sich ein kleines Heftchen nimmt und da reinschreibt, was man an dem Tag erreicht hat, was die Erfolge gewesen sind.
Das können auch total kleine Mini-Erfolge sein. Es kann auch einfach sowas sein wie: Ich habe es heute geschafft, pünktlich meine Tochter aus der Kita abzuholen, zum Beispiel. Oder: Ich habe es heute geschafft, dieses achte Weltwunder Wäscheberg-Getürme da einmal zu eliminieren.
Solche Dinge können es sein, aber natürlich auch: Ich habe ein Coaching verkauft. Oder: Ich habe ein Coaching abgeschlossen. Ich habe ein tolles Feedback für ein Coaching bekommen. All diese Dinge, die dir zeigen, warum du es machst, wozu du es machst, was du erreicht hast – und dir dann am Ende, wenn du die drei Sachen aufgeschrieben hast, dir einen Moment nimmst und Danke sagst.
Danke, danke, danke, danke, danke dafür. Da kann auch rein: Ich habe Kaffee getrunken mit einer Freundin, wir hatten eine Stunde viel gelacht, wir hatten eine gute Zeit. Oder: Ich war spazieren und habe einen tollen Sonnenaufgang gesehen heute Morgen. Oder einen tollen Sonnenuntergang gestern Abend. Oder was auch immer.
Also all diese Sachen können da rein. Dass so Dankbarkeitsjournale das Wohlbefinden und die Resilienz steigern können, das ist mittlerweile auch wissenschaftlich belegt. Und genau das brauchen wir, um bei der Stange zu bleiben, um on track zu bleiben, um uns auch jeden Abend wieder selber kurz mal einzunodeln und zu fokussieren und zu sagen: Ach so, ja, stimmt – genau dafür mache ich das ja. Geil. Cool. Mega.
Netzwerke & Mastermind-Magic
Die zweite Sache, die hilft, ist, wenn wir uns ein Netzwerk aufbauen.
Also gerade wir allein begleitenden Mütter profitieren extrem davon, wenn wir uns mit anderen allein begleitenden Müttern zusammentun und eine Form von Care-Arbeit-, Kinderbetreuungsnetzwerk schaffen, wo man eben mal sagen kann: Mir ist hier gerade ein Call dazwischengekommen, der ist superwichtig – kann jemand meine Tochter, meinen Sohn nachher mitnehmen aus der Schule oder mitnehmen zum Sport oder was auch immer?
Also, dass man ein paar Mamas hat, mit denen man sich einfach connectet und man sich gegenseitig unterstützen kann, sich gegenseitig die Kinder mal abnehmen kann, Fahrdienste aufteilen kann, um selber von diesem ganzen Overload, der auf unseren Schultern lastet, ein kleines bisschen abzugeben, ein kleines bisschen zu verteilen. Das hilft auf jeden Fall.
Und so ein Netzwerk hilft aber auch in Bezug aufs Business.
Also sich mit zwei, drei Frauen oder Männern zusammenzutun, die selber auch in eine Selbstständigkeit starten wollen oder schon drin sind, je nachdem, wo du auch gerade stehst, sich mit denen zusammenzutun, so eine Form von Mastermind-Austauschgruppe zu bilden, wo man vielleicht auch mal morgens reinschreiben kann: „Boah ey, ich kann mich heute überhaupt nicht motivieren, was ist heute los?“ – um sich gegenseitig zu motivieren, um von den anderen einen liebevollen Tritt in den Hintern zu kriegen.
Oder um sich auch mal Feedback abzuholen, um mal zu sagen: „Ich habe hier eine Idee, meint ihr, das könnte klappen? Verrenne ich mich hier in was?“ Oder sich auch Bestärkung zu holen, wenn man mal – und das wird passieren – in Social Media einen fiesen Kommentar kassiert, mit dem man einen ganzen Tag lang oder Wochen manchmal schwanger geht und sich denkt: „Oh mein Gott, warum hat der oder die das geschrieben?“
Dann hilft es, sich dort nochmal wieder abzuholen, einzunorden, zu hören: Ey, der Hate von anderen im Netz hat überhaupt nichts mit dir zu tun, sondern es geht immer nur um die Person selber. Die hat eine Baustelle, nicht du.
Also all diese Dinge – da hilft so eine Netzwerkgruppe, so eine Mastermind-Gruppe in Bezug auf Business auch extrem. Da zeigen auch Studien, gerade was so soziale Unterstützung angeht: Wenn man die hat, wenn man es schafft, sich da gut zu vernetzen, dass das auch gegen Depressionen, gegen depressive Verstimmungen helfen kann. Und das ist einfach unglaublich viel wert, weil wir uns gemeinsam weniger einsam fühlen. So ist es halt.
Körperarbeit & Nervensystem-Pflege
Die dritte Sache, die uns helfen kann, an unserem Business nicht zu verzweifeln, ist unser Körper.
Also es ist total wichtig, dass wir unseren Körper mit einbinden. Dass wir Körperarbeit machen. Was meine ich damit? Also, wenn wir jetzt zum Beispiel am Schreibtisch das geschafft haben, den Absprung zu kriegen – ist ja manchmal nicht so leicht.
Feierabend im Büro ist was anderes, dann fährt man nach Hause und kann die Tür zumachen, als wenn man zu Hause sein Büro hat und man sich – ich muss das zumindest manchmal – mich zwingen muss, Schluss zu machen am Schreibtisch und zu sagen: So, und jetzt ist wieder was anderes dran.
Das heißt, ich lasse mein Büro sein, gehe in die Küche und sehe gerade, was da alles zu tun ist. Ja, Wäsche, Staubsaugen, Essen, Kochen. Aber statt sofort von einem To-Do, nämlich meinem Business und meinem Schreibtisch, ins nächste To-Do zu rennen, macht es total Sinn, einmal kurz den Körper einzubinden und sich kurz einmal über den Körper und seine Körpergefühle und Empfindungen zu entspannen.
Das geht zum Beispiel, indem man sein Lieblingslied anschmeißt und ein Song lang einfach mal durchdreht und tanzt. Oder dass man den Körper einmal mit seinen Händen abklopft – auf die Arme klopft, auf die Oberschenkel klopft, auf die Beine klopft, auf den Bauch, auf den Brustkorb klopft. Sich wirklich einmal abklopfen, sich spüren, den Körper fühlen.
Oder eine Schüttelmeditation. Es muss gar nicht unbedingt eine Meditation sein, es kann auch einfach nur ein Schütteln sein – dass man sich einfach mal hinstellt und anfängt, seinen Körper zu schütteln. Angefangen von den Füßen über die Beine, über das Gesäß und die Hüften, den Oberkörper, die Arme. Alles einmal richtig durchschütteln. Es fühlt sich so, so, so gut an, wenn man es macht.
Barfuß sein ist auch was total Cooles. Barfuß den Boden spüren. Vielleicht sogar draußen sein, barfuß den Boden draußen spüren – sei es jetzt Gras oder Sand oder was auch immer du da hast. Oder vielleicht auch einfach nur der Balkon oder es kann auch der Fußboden bei dir in der Küche sein oder im Bad oder wo auch immer.
Aber barfuß kurz mal stehen und einmal mit dem Fokus in die Fußsohlen gehen und mal spüren: Ah, ich stehe hier, ich habe Verbindung zum Boden, ich habe Verbindung zur Erde. Kurz dabei bewusst atmen.
Atem & Mini-Rituale
Sowieso – kurz bewusst atmen hilft auch. Bewusst atmen, die einfachste Atemübung ist wirklich, dass man die Augen schließt, dass man einatmet durch die Nase und dass man den Luftstrom einfach wahrnimmt.
Kannst du jetzt gerade einmal machen. Konzentrier dich einmal ganz kurz auf deine Nasenspitze und atme ein. Du spürst, wie die Luft an deiner Nasenspitze in deine Nase einströmt. Und beim Ausatmen durch die Nase wieder aus, spürst du genauso, wie der Luftstrom durch deine Nase wieder nach außen strömt.
Und alleine das – kurz spüren beim Einatmen, kurz spüren beim Ausatmen, drei Atemzüge lang – und du bist zack sofort runtergekommen. Du bist geerdet, du bist nicht mehr so druff wie vorher. Ich habe ganz oft das Problem, dass ich immer denke, nur so ganz kurz, das bringt doch eh nichts. Aber das ist so ein total ätzender Glaubenssatz von mir, der einfach nicht stimmt.
Schon fünf Minuten Bewegung oder fünf Minuten bewusstes Atmen kann akuten Stress nachweislich reduzieren. Es braucht keine 90 Minuten Yoga-Class, es braucht keine 60 Minuten Spinning-Folter. Es reicht wirklich, diese kurzen Momente, Mikropausen zu machen, Mikroübungen zu machen.
Und wenn wir das schaffen, das zu machen, wenn ich es schaffe, das zu machen, merke ich hinterher sofort, wie gut mir das tut.
Oft hilft es auch, sowas fest routiniert in den Tagesablauf zu integrieren. Zum Beispiel: Jedes Mal, wenn du von deinem Schreibtisch aufstehst und auf die Toilette gehst, dich einmal durchschütteln. Oder zum Beispiel jedes Mal einmal einen Lieblingssong anmachen und tanzen.
Wenn wir das so ritualisiert in unseren Tagesablauf mit einbauen, wie wir es halt auch schaffen, zur Kaffeemaschine zu gehen und uns den nächsten Kaffee zu holen – auch mit dem Kaffee könnte man das verbinden, zum Beispiel – dann hilft es extrem, unseren akuten Stresslevel nachweislich zu reduzieren.
Und es hilft uns, fokussiert zu bleiben, mit dem Struggle besser klarzukommen, das Leben so annehmen zu können, wie es ist, uns in Hingabe zu üben, den Fluss des Lebens letztendlich zu akzeptieren und mit ihm zu treiben, in diesem Fluss zu treiben und nicht das Gefühl zu haben, ich müsste die ganze Zeit hardcore-mäßig gegen anschwimmen.
Fazit: Care, Cash, Chaos
Was ist das Fazit aus dieser Folge über den Struggle als allein begleitende, selbstständige Muddi?
Ich glaube, das Wichtigste, was wir uns eingestehen dürfen, ist, dass Struggle real ist. Dass Struggle da ist. Und dass Struggle aber nicht heißt, dass wir gescheitert sind, sondern Struggle heißt: Wir jonglieren einfach mit den drei großen C’s halt.
Care, Cash, Chaos.
Also die Care-Arbeit, der Cashflow, der da sein muss, und das Chaos, das einfach Familienleben mit sich bringt, das ich auch sehr, sehr liebe tatsächlich. Und diese drei C’s zu jonglieren ist halt nicht so einfach.
Dabei stolpern wir. Ja, ist okay. Da sind wir zwischendurch mal hart müde. Ja, ist okay. Und wir sagen auch öfter mal: Boah ey, es ist mir alles gerade echt viel zu viel. Auch das – ja, ist okay.
Aber – und davon bin ich wirklich überzeugt – wenn das Herz für die Sache wirklich, wirklich schlägt, wenn es wirklich, wirklich dein Herzensbusiness ist, das, was durch dich in die Welt getragen, gegeben werden soll, darf, muss quasi, ja – dann dürfen wir im Vertrauen bleiben, dass sich alles zurechtruckeln wird. Auch wenn es zwischendurch Momente gibt, die sich hart anfühlen. Davon bin ich überzeugt.
Und vielleicht hat dir die Folge gerade Mut gemacht. Vielleicht kennst du eine Mama, die gerade an dem Punkt steht – selbstständig machen, ja, nein, wie viel, wie wenig, Kleingewerbe, volles Gewerbe. Teil die Folge total gerne, wenn du das Gefühl hast, auch jemand anders könnte davon profitieren.
Und lass mir supergerne auch deine Erfahrungen da, wenn du selbstständige Mutti bist, wie du das wahrnimmst. Vielleicht bin ich hier ja auch auf dem völlig falschen Dampfer unterwegs und nur bei mir fühlt es sich so struggelig an und bei dir ist es alles so super smooth – was ich dir von Herzen wünschen würde, dass es so ist.
Vielleicht sagst du aber auch: Boah, ich bin gerade dabei, mich wieder fest anstellen zu lassen. Ich habe es versucht, es war nichts für mich.
Also, was auch immer deine Erfahrungen sind – ich würde mich total freuen, von dir zu lesen, mit dir in den Austausch zu gehen. Gerne auf Instagram oder hier, wo auch immer du diesen Podcast gerade siehst oder hörst, kannst du natürlich auch gerne kommentieren.
Ich freue mich, wenn wir verbunden sind miteinander.
In diesem Sinne: Schön, dass du da warst. Bis zum nächsten Mal. Alles Liebe, deine Inga.
Das war Mensch Muddi – The Late Mom Show.
Mega schön, dass du dabei warst. ❤️
Wer schreibt hier?
Hi, ich bin Inga.
Ich begleite Mütter, die immer alles wuppen, aber sich selbst dabei verlieren – ihre unbewussten Stress- und Konsummuster zu verstehen und nachhaltig zu verändern. Als Frau, die selbst durch die Konsum-Grauzone gegangen ist, weiß ich: Nüchternheit und bewusstes Leben sind keine Einschränkung, sondern der Anfang echter Freiheit.
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